歌词
III
Die Welt ist eine flache Scheibe,
umflossen vom Ozean.
Riesen leben an den Rändern der Welt,
dort wo die Ozeane am tiefsten sind.
Um sich die Riesen vom Leibe zu halten,
bauten Odin und Vili und Ve eine Mauer aus Ymirs Wimpern rund um die Mitte der Welt.
Den Ort,
den die Mauer umgab,
nannten sie Midgard.
Midgard war leer.
Das Land war wunderschön,
aber niemand ging über die Wiesen oder fischte in den klaren Gewässern,
niemand erkundete die zerklüfteten Gebirge oder blickte zu den Wolken hinauf.
Odin und Vili und Ve wussten,
dass eine Welt keine Welt ist,
solange sie nicht bewohnt wird.
Sie zogen landauf,
landab,
suchten nach jemandem,
fanden aber niemanden.
Schließlich entdeckten sie am Rand des Strandes,
zwischen den Felsen und auf dem Kies,
zwei große Scheite Holz,
die vom Meer herbeigetrieben und an Land gespült worden waren.
Das erste war ein Scheit aus Eschenholz.
Die Esche ist ein widerstandsfähiger und schöner Baum,
und seine Wurzeln reichen tief in den Grund.
Sein Holz lässt sich gut schnitzen,
es splittert kaum und bricht auch nicht.
Aus Eschenholz lässt sich ein guter Werkzeuggriff herstellen oder der Schaft eines Speeres.
Das zweite Scheit,
den sie neben dem ersten am Strand fanden,
so nah,
dass die beiden sich beinahe berührten,
war ein großes Stück Ulmenholz.
Die Ulme ist anmutig,
aber ihr Holz ist hart genug,
um daraus feste Planken und Balken zu fertigen;
aus Ulmenholz lassen sich ein gutes Haus oder eine Halle bauen.
Die Götter nahmen die beiden Scheite und stellten sie aufrecht auf den Sand.
Sie waren so groß wie Menschen.
Odin hielt sie fest,
und nacheinander hauchte er ihnen Leben ein.
Nicht länger waren es tote Holzscheite an einem Strand,
nun waren sie lebendig.
Vili gab ihnen einen eigenen Willen,
er gab ihnen Verstand und Antrieb.
Nun konnten sie sich bewegen und nach etwas verlangen.
Ve schnitzte die Scheite.
Er gab ihnen eine menschliche Gestalt;
schnitzte ihnen Ohren,
sodass sie hören konnten,
und Augen,
sodass sie sehen konnten,
und Lippen,
sodass sie sprechen konnten.
Aufrecht standen die zwei Scheite am Strand und waren zwei nackte Gestalten.
Ve hatte dem einen männliche Genitalien geschnitzt,
dem anderen weibliche.
Die drei Brüder fertigten Kleidung für die Frau und den Mann,
mit der sie sich bedecken und warm halten konnten in der kühlen Gischt an jenem Strand am Ende der Welt.
Zuletzt gaben sie den beiden Menschen,
die sie erschaffen hatten,
Namen.
Den Mann nannten sie Ask oder Esche,
die Frau nannten sie Embla oder Ulme.
Ask und Embla waren Vater und Mutter von uns allen;
jedes menschliche Wesen verdankt sein Leben seinen Eltern und deren Eltern und deren Eltern vor ihnen.
Geht man weit genug zurück,
sind unser aller Vorfahren Ask und Embla.
Embla und Ask blieben in Midgard,
sicher hinter der Mauer,
die die Götter aus Ymirs Wimpern errichtet hatten.
Hier bauten sie ihr Heim,
geschützt vor Riesen und Ungeheuern und all den Gefahren,
die in der Einöde lauerten.
In Midgard konnten sie ihre Kinder in Frieden aufziehen.
Deshalb nennt man Odin den Allvater.
Denn er war der Vater der Götter,
und er war es,
der den Großeltern unserer Urururgroßeltern das Leben eingehaucht hat.
Ob wir Götter sind oder Sterbliche,
Odin ist unser aller Vater.
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