Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 3

歌词
Vor dem Anfang und denach
I
Vor dem Anfang war nichts – keine Erde,
keine Winde,
keine Sterne,
kein Himmel;
nur die Nebelwelt,
ohne Form und ohne Gestalt,
und die Feuerwelt,
die in Ewigkeit brannte.
Im Norden lag Niflheim,
die dunkle Welt.
Hier durchschnitten elf giftige Flüsse den Nebel,
die alle derselben Quelle entsprangen,
einem brüllenden Mahlstrom namens Hvergelmir.
In Niflheim war es kälter als kalt,
und der dichte Nebel hüllte alles ein.
Der gesamte Himmel war verdeckt von Dunst,
und auch der Boden ließ sich unter den eiskalten Schwaden nicht erkennen.
Im Süden lag Muspell.
In Muspell herrschte das Feuer,
und alles dort glühte und brannte.
Wo in Niflheim kaltes Grau vorherrschte,
strahlte Muspell im Licht,
und wo die Nebelwelt in tiefem Frost lag,
brach hier geschmolzene Lava aus der Tiefe hervor.
Die brüllende Hitze eines Schmiedefeuers setzte dieses Land in Flammen,
und es gab keinen festen Grund und keinen Äther.
Nichts außer Funken und aufspritzender Hitze,
geschmolzenem Gestein und glühender Asche.
An der Grenze des Flammenmeeres in Muspell,
wo der Nebel auf die gleißende Helligkeit stößt und das Land endet,
stand Surt,
der schon vor den Göttern da war.
Auch jetzt noch steht er dort.
Er trägt ein flammendes Schwert,
und die kochende Lava und der eiskalte Nebel sind für ihn ein und dasselbe.
Es heißt,
dass Surt an den Ragnarök,
dem Ende der Welt,
und erst dann,
seine Position aufgeben wird.
Mit seinem flammenden Schwert wird er Muspell verlassen und die Welt in Brand setzen,
und ein Gott nach dem anderen wird vor ihm fallen.
II
Zwischen Muspell und Niflheim tat sich eine Leere auf,
ein Ort des Nichts,
ohne jede Form.
Die Flüsse der Nebelwelt glitten in diese Leere hinein,
die man Ginnungagap nannte,
den gähnenden Schlund.
Unermesslich langsam verhärteten sich jene giftigen Flüsse dort zwischen Feuer und Nebel zu riesigen Gletschern.
Das Eis nördlich der Leere war von gefrorenem Nebel und Hagel bedeckt,
im Süden aber,
wo die Gletscher an das Land des Feuers grenzten und die glühende Asche und die Funken Muspells das Eis berührten,
machten warme Winde aus den Flammenlanden die Luft über den Eisschichten mild und angenehm wie einen Frühlingstag.
Wo sich Eis und Feuer trafen,
schmolz das Eis,
und in den schmelzenden Wassern tauchte Leben auf:
Eine Gestalt,
größer als Welten,
riesiger als jeder Riese,
den es je gegeben hat und den es jemals geben wird.
Sie war weder männlichen noch war sie weiblichen Geschlechts,
sondern beides zugleich.
Diese Gestalt war der Vorfahre aller Riesen,
und sie nannte sich selbst Ymir.
Ymir war nicht das einzige Lebewesen,
das sich im Schmelzwasser bildete:
Ebenso war da eine Kuh ohne Hörner,
größer als man sie sich vorstellen kann.
Sie leckte die salzigen Eisblöcke ab,
und die Milch strömte aus ihren vier Eutern wie Flüsse.
Es war jene Milch,
die Ymir nährte.
Der Riese trank die Milch und wuchs.
Ymir nannte die Kuh Audumla.
Die rosafarbene Zunge der Kuh formte eine Gestalt aus dem Eis.
Am ersten Tag nur die Haare,
am nächsten ihren Kopf,
am dritten Tag kam die gesamte Gestalt von Kopf bis Fuß zum Vorschein.
Dies war Buri,
der Vorfahre der Götter.
Ymir schlief,
und während er schlief,
gebar er.
Ein männlicher und ein weiblicher Riese wurden aus Ymirs linkem Arm geboren,
ein sechsköpfiger Riese aus seinen Beinen.
Von diesen Kindern Ymirs stammen alle Riesen ab.
Von diesen Riesen wählte Buri ein Weib,
und sie bekamen einen Sohn,
den sie Bor nannten.
Bor heiratete Bestla,
Tochter der Riesen,
und zusammen hatten sie drei Söhne:
Odin, Vili und Ve.
Odin und Vili und Ve,
die drei Söhne Bors,
wuchsen zu Männern heran.
Und da sie heranwuchsen,
sahen sie weit in der Ferne die Flammen von Muspell und die Dunkelheit von Niflheim.
Sie wussten,
dass beide Orte ihren Tod bedeuten würden.
Die Brüder waren für immer in Ginnungagap gefangen,
in dem weiten Schlund zwischen dem Feuer und dem Nebel.
Genauso gut hätten sie im Nirgendwo sein können.
Es gab kein Meer und keinen Sand,
kein Gras und keine Felsen,
keine Erde,
keine Bäume,
keinen Himmel,
keine Sterne.
Es gab keine Welt in jener Zeit.
Der Schlund klaffte im Nichts;
ein leerer Ort,
der darauf wartete,
mit Leben und Geschöpfen gefüllt zu werden.
Die Zeit für die Schöpfung war gekommen.
Ve und Vili und Odin schauten einander an und berieten darüber,
was zu tun sei,
dort in der Leere von Ginnungagap.
Vom All sprachen sie und vom Leben und von der Zukunft.
Odin und Vili und Ve töteten den Riesen Ymir.
Es musste geschehen,
denn es gab keine andere Möglichkeit,
die Welten zu erschaffen.
Dies war der Anfang von allem,
der Tod,
der alles Leben möglich machte.
Sie erstachen ihn.
Blut strömte in unvorstellbaren Mengen aus Ymirs totem Körper;
Kaskaden von Blut,
salzig wie die See und grau wie die Ozeane,
strömten hervor und formten eine Flut,
die so plötzlich und so machtvoll und so tief war,
dass sie alle Riesen mit sich riss und ertränkte.
(Nur ein Riese namens Bergelmir,
Ymirs Enkel,
und seine Frau überlebten,
indem sie sich an einen ausgehöhlten Baumstamm klammerten,
der sie trug wie ein Boot.
Alle Riesen,
die wir heute sehen und fürchten,
stammen von ihnen ab.)
Odin und seine Brüder formten den Erdboden aus Ymirs Fleisch.
Seine Knochen stapelten sie auf zu Bergen und Klippen.
Unsere Steine und Kiesel,
der Sand und der Kies,
auf dem wir gehen,
waren Ymirs Zähne und die Bruchstücke seiner Knochen,
die von Odin und Vili und Ve in ihrem Kampf mit Ymir zertrümmert wurden.
Die Meere,
die die Welten umschließen,
waren Ymirs Blut und sein Schweiß.
Nun schaut auf zum Himmel:
Was ihr seht,
ist das Innere von Ymirs Schädel.
Die Sterne,
die ihr in der Nacht erblickt,
die Planeten und all die Kometen und Sternschnuppen sind die Funken,
die von den Feuern Muspells aufstiegen.
Und die Wolken,
die bei Tag über den Himmel ziehen? Es sind die Überreste von Ymirs Verstand,
und wer weiß,
welche Gedanken auch jetzt noch in ihnen treiben.
专辑信息
1.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 1
2.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 11
3.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 12
4.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 13
5.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 14
6.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 15
7.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 16
8.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 17
9.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 18
10.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 19
11.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 20
12.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 21
13.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 22
14.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 23
15.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 24
16.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 25
17.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 26
18.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 27
19.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 28
20.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 29
21.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 30
22.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 31
23.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 32
24.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 33
25.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 34
26.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 35
27.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 36
28.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 37
29.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 38
30.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 39
31.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 40
32.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 41
33.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 42
34.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 43
35.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 44
36.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 45
37.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 46
38.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 47
39.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 48
40.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 49
41.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 50
42.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 51
43.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 52
44.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 53
45.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 54
46.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 55
47.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 56
48.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 58
49.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 59
50.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 60
51.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 57
52.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 3
53.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 2
54.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 4
55.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 5
56.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 7
57.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 6
58.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 9
59.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 8
60.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 10
61.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 61
62.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 62
63.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 63
64.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 64
65.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 65
66.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 66
67.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 67
68.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 68
69.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 69
70.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 70
71.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 71
72.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 74
73.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 76
74.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 72
75.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 73
76.Nordische Mythen und Sagen, Kapitel 75